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Keine heiße Luft mehr … bitte!

Am 24. Oktober 2024 wurde der UN-Emissions Gap Report veröffentlicht.

„Zwischen Rhetorik und Realität klafft eine große Lücke, Länder entwerfen neue Klimaverpflichtungen“ – so ist der Report untertitelt. Dass ein sofortiges konsequentes Handeln zwingend notwendig ist, belegt gleichzeitig eine Veröffentlichung des Europäischen Umwelt- Überwachungsprogramms Copernicus. Es titelt in seinem monatlichen Bulletin vom 7. November 2024: „Das Jahr 2024 wird das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen sein.“

Der stellvertretende Direktor des Copernicus Climate Change Service äußerte sich dazu: „Nach 10 Monaten 2024 ist es nun so gut wie sicher, dass 2024 das wärmste Jahr in den Aufzeichnungen und das erste Jahr mit mehr als 1,5ºC über dem vorindustriellen Niveau gemäß dem ERA5-Datensatz sein wird. Dies stellt einen neuen Meilenstein in den globalen Temperaturaufzeichnungen dar und sollte als Katalysator dienen, um die Ambitionen für die bevorstehende Klimakonferenz COP29 zu erhöhen.“

Jährliche Anomalien der globalen Oberflächenlufttemperatur (°C) im Vergleich zu 1850-1900 von 1940 bis 2024. Die Schätzung für 2024 ist vorläufig und basiert auf Daten von Januar bis Oktober. Datenquelle: ERA5. Kredit: Copernicus Climate Change Service /ECMWF

Jährliche Anomalien der globalen Oberflächenlufttemperatur (°C) im Vergleich zu 1850-1900 von 1940 bis 2024. Die Schätzung für 2024 ist vorläufig und basiert auf Daten von Januar bis Oktober. Datenquelle: ERA5. Kredit: Copernicus Climate Change Service /ECMWF

Klimakonferenz COP29 in Baku – Ehrgeiz ohne Handeln ist bedeutungslos

In den kommenden zwei Wochen findet in Baku die jährliche Klimakonferenz – in diesem Jahr die COP29 – statt. Schwerpunkt dieser Konferenz ist die Frage der Finanzierung von Klimaanpassungsmaßnahmen für Länder des globalen Südens, die an den Folgen der Klimakrise am meisten zu leiden haben, jedoch zu den Ursachen am wenigsten beigetragen haben.

Zur Diskussion stehen aber genauso der Stand der Erfüllung der jeweiligen nationalen Klimaziele der einzelnen Länder und die Einordnung dieser Ziele bezüglich ihrer hinreichenden Wirksamkeit zur Erreichung des in Paris 2015 vereinbarten globalen Ziels: Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau.

Wie bereits eingangs erwähnt befasst sich der fünfzehnte Emissions Gap Report (Emissionslückenbericht) genau mit diesen „nationally determined contributions“ (NDCs), also den jeweiligen nationalen Verpflichtungen zur Erreichung der Klimaziele. Die Kernaussage ist, dass Ehrgeiz ohne Handeln nichts bedeutet. Bisher reichen die bestehenden nationalen Gesetze und weiteren Verpflichtungen (NDCs) nicht aus, um die beschlossenen Klimaziele zu erreichen. Im Detail geht es um die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C (ohne oder mit begrenzter zeitweiliger Überschreitung und mit einer Wahrscheinlichkeit größer 50 Prozent). Die Herausforderung ist dabei, zwischenzeitlich die Erwärmung auf 2°C zu begrenzen (mindestens 66% Wahrscheinlichkeit).

In den nächsten Monaten müssen die Länder ihre aktualisierten Verpflichtungen an die UN melden. Im aktuellen Emissionslückenbericht heißt es dazu: „Die nächsten NDCs müssen einen Quantensprung in der Zielsetzung im Zusammenspiel mit beschleunigten Minderungsmaßnahmen in diesem Jahrzehnt liefern“.

Hintergrund dieser Forderung ist der Rekord der im Jahr 2023 weltweit emittierten Menge an Treibhausgasen: 57,1 Gigatonnen CO2-Äquivalente (Gt CO2e).

emittierte Treibhausgase 2023

emittierte Treibhausgase 2023

Die EU befindet sich an vierter Stelle der Emittenten mit 3,23 Gt CO2e, was 6% der weltweiten Emissionen entspricht. Pro Kopf entspricht das einem Wert von 7,3 Tonnen CO2e. Im Vergleich zu 2022 hat die EU ihre Emissionen um 7,5 % gesenkt. Die G20-Staaten (ohne die Afrikanische Union) emittierten 2023 40,9 Gt CO2e, was einem Anteil von 77 % und einer pro-Kopf-Emission von 8,3 Tonnen CO2e entspricht. Gegenüber 2022 bedeutet das eine Steigerung von 1,8 %. Im Vergleich dazu emittierten die 45 am wenigsten entwickelten Länder 1,7 Gt CO2e was einem Anteil von 3 % und 1,5 Tonnen CO2e pro Kopf entspricht. Besonders deutlich wird die Ungleichheit, wenn man ausgewählte pro-Kopf-Emissionen vergleicht: So beträgt diese für Russland mit 19 Tonnen oder für die USA mit 18 Tonnen etwa das dreifache der weltweit durchschnittlichen Emissionen von 6,6 Tonnen.

Der aktuelle Reduktionspfad ist nicht zielführend

Die Fortschritte bei den Zielen und Maßnahmen seit den ursprünglich eingegangenen Verpflichtungen (NDCs) stagnieren. Die Länder sind nach wie vor nicht auf einem geeigneten Weg, um die abgegebenen, ohnehin unzureichenden Minderungsversprechen, für 2030 einzuhalten. Die nachfolgende Grafik zeigt die Projektion der globalen Erwärmung für die durch die Länder beschlossenen jeweiligen Beiträge zur Minderung der Treibhausgasemissionen.

Nur für den Fall, dass

  • alle beschlossenen politischen Vorgaben,
  • alle eingegangenen zusätzlichen Verpflichtungen sowie
  • auch alle Verpflichtungen, die einer zusätzlichen externen Finanzierung bedürfen und
  • zusätzlich alle Netto-Null-Beiträge (Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre)

erfüllt werden, wird die Unterschreitung des Zwei-Grad-Ziels mit 1,9 Grad bei einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent gerade so erreicht.

erreichbare Temperaturlevel

erreichbare Temperaturlevel

Analog zeigt die folgende Grafik die Wahrscheinlichkeiten, mit denen im Jahr 2100 die globale Erwärmung von 1,5, 2,0 bzw. 3,0 Grad über dem vorindustriellen Niveau überschritten wird, wenn die angegebenen Randbedingungen eingehalten werden. Selbst im Fall größter Anstrengungen wird das 1,5-Grad-Ziel, mit einer Wahrscheinlichkeit von 77 Prozent nicht eingehalten werden können.

Wahrscheinlichkeiten des Verfehlens der Ziele

Wahrscheinlichkeiten des Verfehlens der Ziele

Theoretisch kann das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden

Angesichts dieser Werte stellt sich die Frage, inwiefern das 1,5-Grad-Ziel überhaupt noch eingehalten werden kann. Der Emissionslückenbericht zeigt einen möglichen Weg theoretisch auf. Bei Kosten von weniger als US$ 200 pro Tonne CO2 Äquivalent ist es grundsätzlich möglich, die Emissionslücke für 2030 bzw. 2035 zu überbrücken. Die Emissionsreduzierung muss dabei 2030 bei 31 GtCO2e/Jahr und 2035 bei 41 GtCO2e/Jahr liegen. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dieses Minderungspotential für das Jahr 2035 entsprechend der verschiedenen Sektoren.

Überblick des Minderungspotentials

Überblick des Minderungspotentials

Überblick des Minderungspotentials bezogen auf das Jahr 2035 für verschiedene Sektoren zu Kosten bis US$ 200/tCO2e

Der Knackpunkt ist meines Erachtens nach der Wille aller beteiligten Staaten, die nötige Finanzierung zu stemmen. Genau diese Frage steht auch auf der COP29 in Baku im Zentrum der Debatte. Angesichts der Ausgaben für Rüstung und der damit in Verbindung stehenden unmittelbaren Emissionen durch aktuell geführte Kriege sehe ich wenig Chancen, den dargestellten Pfad zu erreichen. Trotzdem sollte angesichts der bereits jetzt spürbaren Auswirkungen der Kampf um jedes Zehntel Grad weniger Temperaturerhöhung mit allen Kräften geführt werden. Das sind wir vor allem unseren Kindern und Enkeln schuldig.

Erster planetarer Gesundheitscheck: Erde überschreitet sichere Grenzen.

Die Initiative „Planetary Boundaries Science” (PBScience) wurde Ende 2023 unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zu dem Zweck gegründet einen „planetaren Gesundheitscheck“ („Planetary Health Check“) zu erarbeiten.

Planetare Grenzen 2024

Planetare Grenzen 2024

Der Planetary Health Check informiert künftig jährlich, systematisch und ganzheitlich über den Zustand der Erde anhand seiner planetaren Grenzen. Er kombiniert dazu Erdbeobachtungsdaten mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und multidisziplinären Ansätzen. Ein Ziel des Gesundheitschecks ist es, Lösungen zu finden, wie negative Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf den Planeten wirksam begrenzt werden können. Unterstützt wird PBScience dabei von der Initiative „Planetary Guardians” und zahlreichen weiteren internationalen Partnern.

Der Report für 2024 wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht. Er zeigt auf, dass mittlerweile sechs von neun Planetaren Grenzen überschritten sind. Damit erweisen sich wesentliche Teile des Erdsystems als deutlich geschwächt. In der Folge sinkt dessen Widerstandsfähigkeit und es wächst die Gefahr, dass Kipppunkte überschritten werden und es zu irreversiblen Veränderungen kommt.

Bislang wurde der Zustand der neun Erdsystemprozesse meist jeweils getrennt voneinander betrachtet. Doch Entwicklungen wie der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt und Umweltverschmutzung wirken aufeinander ein und haben Auswirkungen auf die Gesundheit – die Stabilität und Widerstandsfähigkeit – der Erde. Der „Planetary Health Check“ fasst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu allen planetaren Grenzen wie etwa dem Klimawandel und der Versauerung der Ozeane zusammen. Er benennt Ursachen und Verbindungen zwischen den verschiedenen Entwicklungen, stellt Zusammenhänge zwischen den planetaren Grenzen und den verschiedenen Kipppunkten her und zeigt, wie notwendig ein solcher ganzheitlicher Ansatz ist, um die Zukunft der Menschheit zu sichern.

Der Planetary Health Check zeigt, dass diese lebenserhaltenden Funktionen des Erdsystems gefährdet sind. Neben den sechs bereits überschrittenen planetaren Grenzen steht das Überschreiten einer siebten Grenze unmittelbar bevor. Zugleich ist den Forschenden zufolge ein klarer Trend zu weiteren Überschreitungen zu erkennen. Die nachstehende Grafik belegt in bisher nicht gekannter Klarheit die Brisanz der ermittelten Ergebnisse.

Planetare Gesundheit 2024

Planetare Gesundheit 2024Der Planetary Health Check bietet einen einzigartigen, ganzheitlichen Blick auf die Gesundheit des Planeten und soll als Kompass für die Entscheidungsfindung von Ländern, Unternehmen, multilateralen Organisationen und Bürgerinnen und Bürgern dienen. Mit der Unterstützung einer Reihe von Partnern kann er zu einer Art „Control Room“ für die Erde entwickelt werden, der die neuesten Satellitendaten, künstliche Intelligenz, die Weisheit der indigenen Völker und die neueste Wissenschaft nutzt. Langfristig soll der planetare Gesundheitscheck jeden in die Lage versetzen, zu handeln und Pläne zu erstellen, um letztlich den Kurs zu ändern und in den sicheren Handlungssraum der Erde zurückzukehren.

Earth Overshoot Day 2024

Das Global Footprint Network berechnet den Erdüberlastungstag für das Jahr 2024 auf den 1. August. An diesem Tag hat die Menschheit die globalen Ressourcen, die ihr für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften in einem Jahr eigentlich zur Verfügung stehen, aufgebraucht. Den Rest des Jahres leben wir sozusagen „auf Pump“, wobei hier die Zukunft „angepumpt“ wird, und zwar ungefragt. Anders ausgedrückt benötigen wir für unsere gegenwärtige Art zu Leben und zu Wirtschaften 1,7 Erden – wir haben jedoch nur eine. Und schlimmer noch: Wenn alle Menschen auf der Erde so leben würden wie in Deutschland wären drei Erden nötig.

Schaut man sich die Entwicklung des Datums des jährlichen Overshoot Days an, so stellt man einerseits fest, dass wir seit Ende der 1960er Jahre über unsere Verhältnisse leben.

Datum des Earth Overshoot Day 1972 bis 2024

Datum des Earth Overshoot Day 1972 bis 2024.  Andererseits zeigt sich, dass seit etwa 10 Jahren der Erdüberlastungstag ungefähr auf Anfang August datiert und somit auf hohem Niveau stagniert. Ergeben sich die Fragen, wo die Ursachen dafür liegen und ob das eine Trendwende sein könnte.

Eine Ursache für die Entwicklung ist die weltweite Zunahme der Nutzung erneuerbarer Energien in vielen Bereichen der Wirtschaft. Die International Renewable Energy Agency (IRENA) hat dazu einen Bericht veröffentlicht. Dieser Bericht belegt den deutlich zunehmenden Anteil am Zubau erneuerbarer Energien weltweit. Im Jahr 2023 betrug der Anteil erneuerbarer Energien an den neu installierten Anlagen 86% – ein Zubau von 473 GW Leistung.

Zubau erneuerbarer Energien

Zubau erneuerbarer Energien

Diese Entwicklung könnte durchaus Zuversicht verbreiten bezüglich der Lösung der Probleme. Dem ist jedoch keineswegs so. Insbesondere reicht es auf keinen Fall aus, den großen Verzicht zu propagieren. In dem genannten Bericht der IRENA werden die Entwicklungen im Detail nachvollzogen und bezüglich des Zeitraums bis 2030 extrapoliert. Dabei zeigt sich, dass lediglich der Zubau von Photovoltaik-Anlagen auf dem erforderlichen Entwicklungspfad liegt, der zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels von Paris nötig ist. Erforderlich ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen auf verschiedenen Gebieten, um die Situation zu verbessern.

umfassende Aktionen erforderlich

umfassende Aktionen erforderlich

Eine Trendwende ist aus der Stagnation des Erdüberlastungstags etwa Anfang August noch nicht eindeutig abzuleiten. Dennoch scheint diese Entwicklung nicht zufällig zu sein, sondern das Ergebnis vielfältiger geplanter Anstrengungen in verschiedensten Bereichen zu sein. Kommen wird eine Trendwende in der Zukunft mit Sicherheit. Die Frage ist nur ob „by design or by desaster“. Der Ressourcenverbrauch muss schnell und planvoll heruntergefahren werden. Ansonsten zwingen uns die planetaren Krisen und Konflikte auf chaotische Art und Weise dazu.

Und wieder neue Wetter-Rekorde

Der Deutsche Wetterdienst hat heute (2. April 2024) die aktuellen Wetter-Daten zum vorherigen Monat März veröffentlicht.

Demnach erlebte Deutschland 2024 den wärmsten März seit Messbeginn im Jahr 1881. Da schon im Februar 2024 hatte einen Temperaturrekord verzeichnet wurde sind das zwei aufeinanderfolgende Monatsrekorde. So etwas wurde zuletzt 2018 mit dem damaligen April und Mai gemessen. Die Niederschlagsmenge fiel im März 2024 deutlich zu niedrig aus. Das Defizit war am stärksten in Teilen Ostdeutschlands.

Die Märzmitteltemperatur 2024 lag mit 7,5 Grad Celsius (°C) um vier Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2,9 Grad. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem Jahr 2017 (7,2 °C) deutlich übertroffen.

Temperaturanomalien Deutschland

Temperaturanomalien Deutschland 1881 – 2024

Auch für Thüringen gab es Rekordwerte

Mit einer Temperatur von 6,8 °C (2,8 °C über dem Mittelwert der internationalen Referenzperiode 1961-1990) erreichte der März 2024 einen Spitzenplatz. Letztmalig wurde ein solcher Wert 1938 ermittelt. Parallel zu dieser außergewöhnlichen Temperatur wurde in der Fläche auch ein deutliches Niederschlagsdefizit von 31 l/m² (52 l/m² im Mittel der internationalen Referenzperiode 1961-1990) registriert. Besonders trocken blieb es im Lee des Thüringer Waldes: Dort lagen die Monatsmengen teilweise unter 10 l/m². Die Sonne übertraf mit 125 Stunden die Norm von 106 Stunden deutlich.

Vierter „Production Gap Report“ veröffentlicht – Globale Öl- und Gasförderung verschärft die Klimakrise

Am 8. November 2023 erschien der vierte „Production Gap Report“ – ein Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, der erstmals 2019 veröffentlicht wurde. Der Bericht zeigt die die Diskrepanz zwischen der von den Regierungen geplanten Produktion fossiler Brennstoffe und dem globalen Produktionsniveau, das mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C oder 2°C vereinbar ist. Der Bericht und die zugehörigen Materialien können online unter https://productiongap.org/2023report abgerufen werden.

Quelle: SEI, Climate Analytics, E3G, IISD, and UNEP. (2023). The Production Gap: Phasing down or phasing up? Top fossil fuel producers plan even more extraction despite climate promises. Stockholm Environment Institute, Climate Analytics, E3G, International Institute for Sustainable Development and United Nations Environment Programme.
https://doi.org/10.51414/sei2023.050

Fossile Brennstoffe lassen wichtige Klimaziele im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch aufgehen. Es ist höchste Zeit für einen Wandel. Seit ihrer ersten Quantifizierung im Jahr 2019 ist die globale Produktionslücke (Production Gap) weitgehend unverändert geblieben. In den Kernthesen des Reports 2023 wird belegt, dass nach wie vor die Regierungen für das Jahr 2030 planen, mehr als die doppelte Menge an fossilen Brennstoffen zu produzieren, als es für eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C maximal zulässig wäre. Insgesamt führen die Pläne und Prognosen der Regierungen zu einem Anstieg der weltweiten Kohleproduktion bis 2030 und der weltweiten Öl- und Gasproduktion bis mindestens 2050. Dies steht im Widerspruch zu den Verpflichtungen der Regierungen im Rahmen des Pariser Abkommens und kollidiert mit den Erwartungen, dass die weltweite Nachfrage nach Kohle, Öl und Gas ihren Höhepunkt innerhalb dieses Jahrzehnts erreichen wird, auch ohne neue politische Maßnahmen.

Die wichtigsten Erzeugerländer haben sich zwar dazu verpflichtet, Netto-Null-Emissionen zu erreichen und haben auch Initiativen zur Reduzierung der Emissionen aus der Produktion fossiler Brennstoffe ergriffen. Aber keines hat sich verpflichtet, die Kohle-, Öl- und Gasproduktion im Einklang mit der Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Angesichts der Risiken und Unwägbarkeiten der einschlägigen Verfahren des Climate Engineering müssen die Länder einen nahezu vollständigen Ausstieg aus der Kohleproduktion und -nutzung bis 2040 und eine kombinierte Reduzierung der Öl- und Gasförderung und -nutzung bis 2050 um mindestens drei Viertel gegenüber dem Stand von 2020 anstreben. Darüber hinaus muss ein gerechter Übergang weg von fossilen Brennstoffen den unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten der Länder Rechnung tragen. Regierungen mit größeren Übergangskapazitäten sollten ehrgeizigere Reduktionen anstreben und bei der Finanzierung des Übergangsprozesses in Ländern mit begrenzten Kapazitäten helfen.

Die Produktionslücke bei fossilen Brennstoffen

Die Produktionslücke bei fossilen Brennstoffen – die Differenz zwischen den Plänen und Prognosen der Regierungen und den Werten, die mit einer Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C und 2°C, ausgedrückt in Einheiten von Treibhausgasemissionen aus der Gewinnung und Verbrennung fossiler Brennstoffe – bleibt groß und vergrößert sich im Laufe der Zeit.

António Guterres, der Generalsekretär der UNO kommentierte diesen Bericht wie folgt:

„Die Regierungen verdoppeln buchstäblich die Produktion fossiler Brennstoffe, und das bedeutet doppeltes Leid für die Menschen und den Planeten. Wir können die Klimakatastrophe nicht bewältigen, ohne ihre Ursache zu bekämpfen: die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die COP28 muss ein klares Signal aussenden, dass das Zeitalter der fossilen Brennstoffe vorbei ist – dass sein Ende unausweichlich ist. Wir brauchen glaubwürdige Zusagen für den Ausbau der erneuerbaren Energien, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Steigerung der Energieeffizienz bei gleichzeitiger Gewährleistung eines gerechten und ausgewogenen Übergangs.“

Klimaneutralität bis 2045 – unzureichend für 1,5-Grad-Ziel Deutschlands

verbleibendes CO2-Budget Deutschland

verbleibendes CO2-Budget Deutschland


Auf der Website #showyourbudgets wird das verbleibende CO2-Budget berechnet, was zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels noch emittiert werden darf.

Im Paris-Abkommen haben die Länder der Welt versprochen, die Klimaerwärmung auf „deutlich unter zwei Grad“ zu begrenzen und „Anstrengungen zu unternehmen“, die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Der Weltklimarat IPCC hat berechnet, wie viel CO2 die Menschheit noch emittieren darf, um diese Ziele zu erreichen. Das ist das CO2-Budget der Welt.

Diese globalen CO2-Budgets können auf einzelne Länder gemäß ihrem Anteil an der Weltbevölkerung verteilt werden. Mit diesen nationalen CO2-Budgets und den aktuellen Emissionen lässt sich dann berechnen, wann ein Land Netto-Null-Emissionen erreichen muss, wenn man von einem linearen Reduktionspfad ausgeht.

Die Grafik für Deutschland zeigt, dass für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% die Klimaneutralität bis 2029 erreicht sein muss. Die Vorgabe des Klimagesetzes die Klimaneutralität für Deutschland bis 2045 zu erreichen reicht nur für eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,8 Grad und das auch nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%.

Deutschland erreicht damit seine Verpflichtung gegenüber dem Pariser Klimaabkommen nicht.

Sichere und gerechte Erdsystemgrenzen

Viele Menschen fühlen sich aktuell in ihrer gewohnten Lebensweise bedroht: Heißer Krieg in der Ukraine und sich abzeichnende Instabilität der bisherigen USA-dominierten Weltordnung, Inflation und zunehmender Druck auf den Sozialstaat, Klimakrise und die ambivalente politische Reaktion darauf, Unsicherheit angesichts von Klientelpolitik, teils lähmende Zukunftsangst und daraus folgendes stoisches Beharren auf dem Status Quo einschließlich verbreiteter Wut auf Aktionen zivilen Ungehorsams, wachsende Ungleichheit weltweit wie auch national, Probleme im Zusammenhang mit Migration, Ungerechtigkeit bezüglich der Lebenswirklichkeiten zukünftiger Generationen, …

Das ist sicher nur eine kleine Anzahl von empfundenen Bedrohungen, die jeder für sich beliebig fortsetzen könnte und sich in oftmals erst als Reaktion auf andere, tieferliegende Krisen entwickelt haben. Nun nimmt jeder Mensch die einzelnen Bedrohungen ganz individuell wahr und wichtet sie damit auch ganz individuell. Eine Frage wäre damit an dieser Stelle, ob es rationale, wissenschaftlich begründbare Kriterien gibt, die es gestatten, den Grad der Bedrohung, die Dringlichkeit der Bewältigung der jeweiligen Krise festzustellen.
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Die menschliche Klima-Nische wird kleiner

Am 22. Mai 2023 veröffentlichten Timothy M. Lenton u. a einen Artikel in der Zeitschrift Nature unter dem Titel „Quantifying the human cost of global warming“, der die zukünftig zu erwartenden Probleme der Lebensbedingungen vieler Menschen unter den Bedingungen des Klimawandels untersucht. Nachfolgend sind daraus einige wesentliche Aspekte dargestellt.

Aktuell zeigt sich, dass trotz verstärkter Zusagen und verbesserter Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels die Welt bei der derzeitigen Politik immer noch auf dem Weg zu einer globalen Erwärmung von etwa 2,7 °C am Ende des Jahrhunderts gegenüber dem vorindustriellen Niveau ist. Forderungen nach Klimagerechtigkeit unterstreichen die Notwendigkeit, die durch den Klimawandel verursachten sozialen Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Bestehende Schätzungen der Kosten des Klimawandels werden fast ausschließlich in Geldwerten ausgedrückt, wodurch die Auswirkungen auf die Reichen stärker ins Gewicht fallen, als die auf die Armen. Hinzu kommt, dass zukünftige Schäden einer wirtschaftlichen Diskontierung unterliegen, weshalb die heute Lebenden ihre Belastungen höher schätzen ein als die der in der Zukunft Lebenden. Unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit ist dies unethisch: Wenn Leben oder Gesundheit auf dem Spiel stehen, sollten alle Menschen gleichbehandelt werden, egal ob sie reich oder arm sind, egal ob sie leben oder noch nicht geboren wurden.
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