Archiv der Kategorie: Berichte

Alexander Graf Lambsdorff: „Das käme einem industriellen Selbstmord gleich“

Heute, am 4. November 2017 gab es in Bonn anlässlich der Weltklimakonferenz eine Demonstration für Klimaschutz. Zentrale Forderung der Demonstranten war der Kohle-Ausstieg.
In Berlin fanden in dieser Woche Sondierungsverhandlungen zur Regierungsbildung nach der Bundestagswahl im September statt. Die Teilnehmer der Verhandlung (CDU, CSU, FDP und Grüne), die eine sogenannte Jamaika-Koalition bilden wollen, sondieren, inwiefern sie sich zu bestimmten Politikfeldern, auf denen sie unterschiedliche Auffassungen haben, einen Kompromiss finden können.
Im Deutschlandfunk wurde an diesem Sonnabend das Interview der Woche mit dem Mitglied des Bundestages Alexander Graf Lambsdorff (FDP) geführt, der als Vertreter der FDP an den Sondierungsverhandlungen teilgenommen hat. In diesem Interview, geführt von Klaus Remme, wurde er u. a. auch zur Klimapolitik gefragt:

Klaus Remme: Alexander Graf Lambsdorff, Sie und Ihre Partei sagen: ‚Wir stehen zu den Zielen von 2020, haben aber keine Ahnung, wie wir die erreichen wollen.‘ Das ist doch eine substanzlose Position.
Alexander Graf Lambsdorff: Die Ziele von 2020 kann niemand erreichen, ohne dass wir derartig massiv Betriebe in Deutschland stilllegen, und zwar nicht nur energieerzeugende Betriebe, sondern auch Industriebetriebe, dass das einem industriellen Selbstmord gleichkäme. Für uns ist entscheidend die Zwei-Grad-Zielsetzung, das Ziel der Pariser Klimakonferenz 2050, dass wir einen Pfad dorthin entwickeln, dass wir das Klima schützen, ohne auf dem Weg zum besseren Klimaschutz die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Und das ist nicht ein abstraktes Thema, Wettbewerbsfähigkeit. Da geht es tatsächlich um die Arbeitsplätze, um die Teilhabe über Arbeit von hunderttausenden, von Millionen von Menschen in Deutschland. Und da sind wir nicht bereit, das zu opfern für ein Ziel, mit dem wir im globalen Kontext, noch mal, im globalen Kontext nur einen minimalen Beitrag leisten, dessen Relevanz wirklich überschaubar ist und wo wir viel mehr erreichen können, wenn wir es global denken.

Ich empfinde es zuallererst als blanken Zynismus, sich auf diese Art von den Klimazielen Deutschlands zu verabschieden. Selbst wenn die FDP in den vergangenen 4 Jahren nicht im Bundestag vertreten war, so war sie das die ganzen Jahre vorher und hat genau diese Beschlüsse mit gefasst.
Als Nächstes, und ich glaube neudeutsch werden solche Aussagen als „Fake News“ bezeichnet, ist Herr Lambsdorff der Meinung, dass er mit der Einhaltung des Ziels im globalen Kontext nur einen „minimalen Beitrag“ leisten würde. Klassisch würde ich das als bewusste Falschaussage bezeichnen: Deutschland belegt bei den CO2-Emissionen weltweit den 6. Platz mit fast 4% der Emissionen. Selbst auf der Ebene einzelner Kohle-Kraftwerke ist Deutschland vorne mit dabei: Die Kraftwerke Niederaußem in Nordrhein-Westfalen auf Platz 7 und Jänschwalde in Brandenburg auf Platz 16 der weltweiten Liste der größten CO2-Emittenten.
Hier wird der schwarze Peter einfach weggeschoben, wird die eigene Verantwortung zynisch ignoriert und werden die Tatsachen massiv verbogen. Wird das der Politikstil der Jamaika-Koalition?
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Bioökonomie – der alte neue Hype zur Rettung von Kapitalismus und Welt

Wir waren gestern abend bei einer Veranstaltung zum Thema

Bioökonomie: Ökologische Modernisierung der imperialen Lebensweise?

Diese Veranstaltung wurde ausgerichtet von der BMBF-Nachwuchsgruppe „Bioökonomie und Soziale Ungleichheiten“ an der Universität Jena.

Bioökonomie

„Bioökonomie“ ist ein neuer Hype, für den es seit 2009 von der OECD und seit 2012 auch von der EU ein Strategiepapier gibt. Mit ihm soll nun endlich die Wirtschaft gleichzeitig ökologisch werden und die ökologischen Probleme wirtschaftlich profitabel gelöst werden. Bioökonomie soll Antwort auf die drängendsten Fragen der Zeit „wie sie sich etwa im Klimawandel, dem Biodiversitätsverlust, der Nahrungsmittel-verknappung und der Ressourcenübernutzung (von Öl bis zu Agrarflächen) zeigen“ (Working Paper 1: 21.) geben. Dabei soll eine Win-Win-Situation geschaffen werden. In den OECD- und den EU-Papieren unterscheiden sich der Inhalt und die Orientierung:

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So heiß…

So besonders heiß hab ich den Juni noch gar nicht empfunden – es kamen immer wieder abkühlende Gewitter und Tiefdruckgebiete. Aber mal ehrlich, ist dieser Wechsel von Hitzerekorden und Rekordunwettern noch normal? Wir werden uns nach und nach an veränderte Wetterlagen gewöhnen, in 10 Jahren weiß kaum noch jemand, wie „langweilig“ normal das Wetter früher mal war. Höchstens die Versicherungsstatistiken zeigen die Veränderungen. Und dass man viel stärker darauf achtet, ob das eigene Haus, die eigene Wohnung, das Dach oder der Baum vorm Haus auch wirklich sicher sind…
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Geflüchtete Menschen sollen an Zukunftswerkstatt teilnehmen

In Zukunftswerkstätten entwickeln Menschen gemeinsame Projekte zur Gestaltung eines besseren Lebens in vielen Bereichen. Menschen, die Zukunftswerkstätten planen und moderieren, treffen sich regelmäßig zu ihrem Jahrestreffen. Das Jahrestreffen 2016 wird in der Lausitz stattfinden.
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An diesem Treffen sollen sich nun auch Menschen, die als Geflüchtete in die Region kamen, beteiligen können. Das erfordert einige Ressourcen, z.B. für Dolmetscher. Die Initiatorin Petra Eickhoff hat dafür ein Crowdfunding-Projekt organisiert und ich bitte um die freundliche Beachtung dieses Projekts:

„Flüchtlinge als Ideengeber in Zukunftswerkstatt beteiligen.“

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Migration und Flucht im Kapitalozän

Klimafluechtlinge_klein„Globale Probleme der Menschheit“, so wurde schon vor einem Vierteljahrhundert der Komplex von drohenden Gefahren für die gesamte Menschheit genannt. Die Kriegsgefahr, vor allem angesichts der globalen Verbreitung von Atomwaffen, war das „Globale Problem Nummer Eins“. Gleich danach kam dann die allgegenwärtige Umweltvergiftung in West wie Ost, erkennbar am Baumsterben und vergifteten Flüssen. Auch die Endlichkeit von Ressourcen ließ eine „Grenze des Wachstums“ erahnen.

Seit ungefähr dieser Zeit erreichte auch der real existierende Kapitalismus eine neue Entwicklungsstufe: Der Neoliberalismus fegte seitdem in aller Welt Sozialsysteme und nichtkapitalistische Lebensformen hinweg. Alle vorher geschützten öffentlichen Lebensbereiche wie Gesundheitswesen und Bildung werden weitgehend kommerzialisiert, aber der Profit reicht nicht aus, die Kapitalakkumulationserwartungen aus der vergangenen und gegenwärtigen Ausbeutung heraus zu erfüllen. Stattdessen werden ungedeckte Anleihen aus einer erwarteten zukünftigen Ausbeutung zur Grundlage der Wirtschaft.

Verlorene Jahrzehnte für 99 % der Menschen, denen andere Lebensgrundlagen entrissen wurden und die von nicht ausreichend vorhandener Lohnarbeit abhängen. Stagnation der Gehälter und Prekarisierung für die immer härter Arbeitenden und Verelendung für die anschwellende Arbeitsreservearmee. Dem steht ein unermeßlicher Reichtum auf der anderen Seite gegenüber, begleitet vom weiteren Aushebeln der bisherigen bürgerlich-demokratischen Ausgleichsmechanismen. Verlorene Jahrzehnte auch für die meisten „unterentwickelten“ Regionen dieser Erde beim „Nachholen“ der Entwicklung.

Hier gehts weiter (pdf-Datei).

(Bildquelle: Gerhard Mester)

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Ums Menschsein geht es…


Wir haben uns in der „Zukunftswerkstatt Jena“ viele Jahre lang mit der Kritischen Psychologie beschäftigt und finden sie sehr wertvoll zur Selbstverständigung über unsere Situation in dieser Gesellschaft. Einige Texte wurden jetzt zu einem Reader zusammen gestellt und können runtergeladen werden:

Menschsein

Hier noch der Download-Link: http://www.thur.de/philo/pdf/Menschsein.pdf https://zp-pdl.com/get-quick-online-payday-loan-now.php

„Laudato Si“ – die Enzyklika des Papstes: Diese Welt gehört uns allen

Ende Juni veröffentlichte der Vatikan die Enzyklika des Papstes „Laudato Si“.
Die Enzyklika umfasst insgesamt 246 Einzelpunkte (Absätze), und ist damit viel zu umfangreich, um an dieser Stelle ausführlich dargestellt werden zu können. Im Kern geht es in einem ersten Abschnitt um die konkrete Darstellung der ökologischen Krise auf der Basis des aktuellen Standes der Wissenschaft. Darauf folgend wird versucht, die Ebene der Symptome zu verlassen und die tieferen Ursachen dieser Krise darzustellen. Auf dieser Basis wird aus christlicher Sicht eine Ökologie vorgeschlagen, „die in ihren verschiedenen Dimensionen den besonderen Ort des Menschen in dieser Welt und seine Beziehungen zu der ihn umgebenden Wirklichkeit einbezieht.“ (Abs. 15)
Die Enzyklika stellt die Position der katholischen Kirche zur Problematik des Klimawandels dar. Dabei wird der Problemkreis jedoch deutlich weiter gefasst: Als ein gesellschaftliches Problem, welches grundsätzlich den Umgang der Menschheit mit der Natur aber auch die Problematik der Armut und der ungleichen Verteilung von Gütern beinhaltet.

„Der Klimawandel ist ein globales Problem mit schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen; sie stellt eine der wichtigsten aktuellen Herausforderungen an die Menschheit dar.“ (Abs. 25)

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