So heiß…

So besonders heiß hab ich den Juni noch gar nicht empfunden – es kamen immer wieder abkühlende Gewitter und Tiefdruckgebiete. Aber mal ehrlich, ist dieser Wechsel von Hitzerekorden und Rekordunwettern noch normal? Wir werden uns nach und nach an veränderte Wetterlagen gewöhnen, in 10 Jahren weiß kaum noch jemand, wie „langweilig“ normal das Wetter früher mal war. Höchstens die Versicherungsstatistiken zeigen die Veränderungen. Und dass man viel stärker darauf achtet, ob das eigene Haus, die eigene Wohnung, das Dach oder der Baum vorm Haus auch wirklich sicher sind…

Wer kein Auto mit Klimaanlage hat (wie ich bis vor zwei Jahren), hat einfach Pech und auch sonst muss man sich nur auf die Hitze einstellen. Ventilatoren, Klimaanlagen; vielleicht lernen wir auch die Häuser so zu bauen wie am Mittelmeer. Leider ist nicht zu erwarten, dass sich die Arbeitswelt auf die Kultur der Siesta einstellt. Da müssen wir irgendwie durch…

An den wechselnden Wetterlagen sehen wir schon, dass es nicht einfach nur ein wenig wärmer wird (1,4 Grad, um die es durchschnittlich in Deutschland wärmer ist als vor der Industrialisierung, merkt man ja normalerweise kaum). Aber eine Animation auf der Webseite www.wetter.de zeigt, wieso mit der Erhöhung der Durchschnittstemperatur die Wetterextreme auf der heißen Seite zunehmen:

Eine weitere Animation auf dieser Website zeigt die Veränderungen des Eises in der Arktis. Es wird nicht nur weniger, sondern das Eis überlebt nicht so lange in der Arktis und ist deshalb nicht mehr so dick wie früher:

Ich hatte in der letzten Zeit einiges zusammen getragen über die Veränderungen, die uns und unsere unmittelbaren Nachkommen in den nächsten Jahrzehnten erwarten. Aus Erfahrungen zu lernen, d.h. auf die deutlich erlebbaren Folgen zu warten vor einem Umsteuern in der Energie-, Wirtschaftspolitik und der Veränderung unserer Lebensweise, wird nicht ausreichen. Das führt dazu, dass bis dahin immer mehr Treibhausgase, wovon Kohlendioxid über 100 Jahre in der Atmosphäre bleibt, ausgestoßen werden und dass einige Kipp-Elemente bereits gekippt sein werden, so dass das Weltklima sich nicht nur gemächlich wandeln wird, sondern innerhalb von Jahrzehnten deutliche Umbrüche zu erwarten sind, die u.a. die Landwirtschaft und globale Transportwege beeinträchtigen werden. Hier ist die Anwendung des Vorsorgeprinzips unabdingbar.

Das ist eigentlich alles seit 1990 bekannt. Damals wurde vorgeschlagen, spätestens ab 1995 mit einem radikalen Richtungswechsel beim Ausstoß der Treibhausgase zu beginnen (siehe die Bilder in meinem Blogbeitrag dazu). Das Papier ist geduldig. Der Klima-Umbruch wird es nicht sein. Je später wir „in den Knick“ der Umkehr des Treibhausgasausstoßes kommen, desto radikaler muss er ausfallen, wenn wir bestimmte Schwellwerte und damit Kipp-Elemente nicht überschreiten wollen. Das Jahr 2020 ist ein weiteres Jahr, von dem gehofft wird, dass es den Abknickpunkt unserer Emissionen bezeichnet.

Klimaforscher haben nun in einem offenen Brief darauf aufmerksam gemacht, dass es nur noch drei Jahre sind bis dahin! wetter.de schreibt dazu:

„Wenn spätestens ab 2020 der Ausstoß peu a peu gesenkt wird, wird die globale Temperatur wahrscheinlich nicht die Schwelle übertreten, hinter der es für den Klimawandel kein Halten mehr gibt.“

Die Wissenschaftler schlagen auch einen 6-Punkte-Plan vor, dessen Erfüllung mit großer Wahrscheinlichkeit die Temperaturziele von Paris noch einhalten könnte:

  1. Erneuerbare Energien sollten mindestens 30 Prozent des Strombedarfs der Welt abdecken (gegenüber 23,7 Prozent im Jahr 2015). Nach 2020 dürften keine neuen Kohlekraftwerke mehr genehmigt werden, bestehende müssten auslaufen.
  2. Städte und Regionen sollen Aktionspläne starten, um Gebäude und Infrastruktur bis 2050 ohne Kohle zu betreiben. Jedes Jahr müssten Städte mindestens drei Prozent ihrer Gebäude so modernisieren, dass sie keine oder fast keine Emissionen erzeugen.
  3. Elektroautos müssten bis 2020 mindestens 15 Prozent der globalen Verkäufe ausmachen (heute knapp ein Prozent für E-Autos oder Plugin-Hybride). Es brauche Zusagen, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu verdoppeln, die Kraftstoffeffizienz von Lastwagen um 20 Prozent zu steigern und im Luftverkehr 20 Prozent weniger Treibhausgase pro Kilometer auszustoßen.
  4. Statt Wälder weiter zu zerstören, müsse es Aufforstung geben. Die Netto-Emissionen durch Rodung und Landnutzung müssten im nächsten Jahrzehnt gestoppt werden.
  5. Die Schwerindustrie müsse Pläne mit dem Ziel vorlegen, ihre Effizienz zu verbessern und Emissionen weit vor 2050 zu halbieren.
  6. Die Finanzwirtschaft sollte Kapitalflüsse überdenken und bis 2020 mindestens eine Billion US-Dollar pro Jahr für den Klimaschutz mobilisieren – hauptsächlich aus dem privaten Sektor. Regierung, Banken und Kreditgeber wie die Weltbank müssen mehr «grüne Anleihen» auflegen, um den Markt von 81 Milliarden US-Dollar 2016 zu verzehnfachen.

Wie wahrscheinlich ist das, wenn derzeit Menschen, die so etwas fordern, von der Polizei zusammengedroschen werden, während die führenden Politiker dieser Welt in Hamburg gerade das Gegenteil solch vernünftiger Politik diskutieren, nämlich eine weitere Entfesselung der profitablen kapitalistischen Wirtschaft auf dem ganzen Planeten? https://www.zp-pdl.com