Selbstkritik von Umsonstläden

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Wir sind selbst beteiligt an einem Umsonstprojekt in Jena, deshalb interessiert uns die allgemeine Entwicklung der Umsonstökonomie besonders. Hilmar Kunath hat in der Zeitschrift CONTRASTE einen „Rückblick und Ausblick“ geschrieben.

Darin erinnert er an die Gründungsidee von vielen Umsonstprojekten, die von einer praktischen Kritik der Warenwirtschaft ausging. Was ist daraus geworden? Entgegen diesem Ziel sind viele Umsonstprojekte

„eine Art „soziale Verteilstation“ geworden, fest auf dem Boden der herkömmlichen Wirtschaftsweise.“

Das zeigt sich z.B. daran, dass die Aktiven als quasi „Ehrenamtliche“ sich als Helfer „für Bedürftige“ fühlen und sich z.B. nicht trauen, selbst Güter aus dem Projekt zu entnehmen. Auch die NutzerInnen gehen selbstverständlich erst einmal vom traditionellen „Ehrenamtliche-Bedürftige“-Schema aus.

Wenn nicht aktiv dagegen angegangen wird, bleibt das so und verfestigt damit die herrschenden Strukturen der unangetasteten ausbeutenden Wirtschaftsform und dem ausgleichenden Helfen durch Ehrenamtliche.

Ein aktives Vorgehen gegen diese Entwicklung erfordert nach Hilmar Kunath zuallererst ein „regelmäßiges gemeinsames Gespräch zwischen Aktiven“, zu dem es hier in Jena beispielsweise noch NIE gekommen ist, weil viele Aktive sich gar nicht als Hauptakteure sehen, sondern nur als „Dienstschiebende“, während die Hauptverantwortung auf den kooperierenden Verein geschoben wird, der sie auch annimmt.

Nun, die Aktiven entscheiden letztlich selbstbestimmt, was sie sein wollen, helfende und ausgleichende Ehrenamtliche oder Aktivisten auf dem Weg in eine neue Wirtschaftsordnung.

Das Problem besteht ja auch ganz unmittelbar in der offensichtlichen Begrenzung der bisherigen Umsonstprojekte, die nur fertige Güter einfach umverteilen und nicht dazu kommen, notwendige Güter selbst herzustellen und auf neue Weise zu verteilen, wie das beispielsweise bei der Freien Software geschieht. Natürlich ist es bei „Hardware-„Gütern viel schwieriger, den Umsonstgedanken, also die Abschaffung der Waren- und Geldwirtschaft auf die Herstellung der Güter auszudehnen, denn:

„Wenn wir in Richtung eines verabredeten Wirtschaftens gehen wollen, wird uns bewusster, dass uns fast alle „Produktionsmittel“ entzogen sind.“

Das muss uns aber nicht hindern, dort anzufangen, wo wir es können, mit Kleinwerkstätten, mit Reparaturen, mit der Nutzung derjenigen Produktionsmittel, die wir doch schon haben. Und zu überlegen, wo sich die Aktiven immer mehr gegenseitig ganz konkret helfen können. Gegenseitige Hilfe im allgemeinsten Sinne statt „Hilfe für passive Bedürftige“ bringt uns in die richtige Richtung.


„Erst wenn die gegenseitige Hilfe zum überwiegenden Zweck der „Gesamtveranstaltung“ geworden ist, kann ein Keim von verabredetem Wirtschaften entstehen, also etwas grundsätzlich Neues.“

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