Utopiebaustelle 2004

Montag, 15. November 2004

Leider konnte Christoph Spehr auf Gund einer kurzfristigen Erkrankung nicht kommen. Deshalb stellte sich Uli Frank als Diskussionspartner zum Thema "Freie Güter - frei nutzen" zur Verfügung.

Vorab begann bereits gegen 14:00 Uhr ein "open space". Schwerpunkt der Diskussion war das Thema regionale Währungen. Damit wurden bereits an verschiedenen Stellen gute Erfahrungen gemacht.


Um 16:00 Uhr wurde die "Utopie des Tages" von Künstlern des Theaterhauses verkündet. Sie lautete heute:

Ein Leben ohne Geld ist möglich.


Gegen 17:00 Uhr begann die Diskussion zum Thema "Freie Güter - frei nutzen" mit Uli Frank als Gast.

Uli erläuterte zuerst am Beispiel freier Software, was freie Güter sind und wie diese hergestellt werden.

  • Freiwillige, von der Sache begeisterte Menschen auf der ganzen Welt schaffen mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel (Internet) Computerprogramme, die jeder Interessierte ohne Geld oder andere Gegenleistungen für sich nutzen kann.
  • Der "Lohn" für diese Menschen besteht in der Anerkennung ihrer Arbeit, im Spaß, den sie bei ihrer Arbeit hatten sowie im Stolz darauf, etwas geleistet zu haben, was vielen Menschen großen Nutzen bringt.
  • Da die "Produzenten" auf diese Art ihren "verdienten Lohn" erhalten haben, ist ihnen der "Konsument", also der Anwender der Computerprogramme, nichts schuldig. Es wird mit anderen Worten nichts mehr getauscht, der Anwender kann die Leistung frei nutzen.
  • Damit ist die Tauschlogik, nach der man vermittels Geld eine Ware (z. B. Arbeitskraft, Lohn) gegen eine andere (z. B. Essen, Computer) tauscht, durchbrochen. Das Geld ist damit überflüssig - denn wo nichts getauscht wird, braucht es auch keine Vermittlung.

Nun kann man es sich sicherlich schwer vorstellen, dass, wenn Dinge frei und ohne Einschränkung zur Verfügung stehen, jeder wirklich nur soviel nimmt, wie er wirklich braucht. "Da hamstert doch jeder...", "Da versucht doch jeder mehr zu kriegen als der Nachbar...".

Der Gegenbeweis ist jedoch inzwischen vielfach erbracht, beispielsweise bei einem "All-Inclusive-Urlaub". Nach Aussagen von Uli, hat sich die heiße Schlacht am kalten Buffet nach spätestens zweieinhalb Tagen erledigt. Alle haben die Erfahrung gemacht, dass immer ausreichend da ist und selbst das teuerste Essen nicht alle wird. Also isst man wieder das, was einem schmeckt und nicht das, womit das Hotel am meisten geschädigt wird. Und spätestens nach dem dritten mal Bauchschmerzen wird man wohl auch die Menge auf das Maß bringen, was bequem in den Magen passt. Wie lautet das Sprichwort? - "Lieber den Magen verrenkt, als dem Wirt was geschenkt". Das mag ja noch angehen, wenn man einmal im halben Jahr zum Wirt geht, im Urlaub viermal täglich, wird das wohl niemand durchhalten wollen.

Fazit: Der Mensch kann durchaus mit frei verfügbaren Dingen sinnvoll umgehen. Schauen wir uns den heutigen Zustand an, so sehen wir, dass im Prinzip von allem mehr als genug da ist:

  • mehr als genug Arbeitskräfte
  • Übervolle Geschäfte, in denen heute schon vieles weggeworfen wird, weil es nicht (mehr) verkaufbar ist
  • Fabriken, deren Lager überquellen
  • ständig wachsende Produktivität und immer neue Erfindungen

Das Einzige, was scheinbar fehlt ist das "Geld" im Sinne von Kaufkraft. Diskutieren wir also gemeinsam, wie man diese Erfolgsgeschichte der Menschheit vielleicht auch ohne die Zwänge des Geldes, ohne die Enge der Geld- und Verwertungslogik und ohne den Frust immer stressigerer Erwerbsarbeit fortschreiben kann. Zu tun gibt es genug.


Falls Interesse am Kontakt mit Uli Frank besteht, vermitteln wir gern.

Weiter ging es mit Jörde Holfelder (Kommune Waltershausen) und G. Schmidt, ("Wohn(t)räume" Jena)zum Thema "Alternative Wohnprojekte - Keimzellen eines alternativen Lebens?" am Dienstag, 16. November 2004