Mittwoch, 22. November 2006
Sozialutopien - Ein Gespräch über Ernst Abbe
Ernst Abbe, geb. am 23. Januar 1840 in Eisenach, gest. am 14. Januar 1905 in Jena, ist in Jena bekannt und gleichzeitig auch unbekannt. Bekannt, weil jeder Jenaer weiß, dass er die wissenschaftlichen Grundlagen für die Konstruktion von Mikroskopen und damit für den Erfolg von Carl Zeiss und dessen Unternehmen gelegt hat. Unbekannt, weil kaum jemand weiß, dass Abbe der Gründer der Carl-Zeiss-Stiftung war, die viele Jahrzehnte der Eigentümerin des Zeiss-Unternehmens war und erst vor wenigen Jahren, vermutlich gegen den Willen Abbes, in eine AG umfunktioniert wurde.
Abbe hat die Stiftungssatzung selbst erarbeitet und diese kann gut als kleine Sozialrevolution gelten. Sicherte sie doch bereits 1896 allen Zeiss-Mitarbeitern einen Neun-Stunden-Arbeitstag (seit 1900 acht Stunden), bezahlten Urlaub, Pensionsrechte, einen Mindestlohn, die Mitsprache einer Arbeitervertretung und weitere Sozialleistungen zu. Leistungen, die heute gerade wieder abgebaut werden.
Ein Zitat E. Abbes möge seine grundsätzliche Position zum Ausdruck bringen:
" ... Infolgedessen muß unsere Organisation auf Kräfte und Eigenschaften der Menschen zählen, an deren genügende Häufigkeit nicht alle glauben wollen: weniger Selbstsucht, mehr Gemeinsinn - weniger äußerer Ehrgeiz, mehr Sinn für den inneren Wert menschlicher Arbeit - weniger Gehorsam, mehr freie bewußte Pflichterfüllung und einiges mehr... "
Im Ergebnis der Diskussion setzen sich die Teilnehmer dafür ein, das Wirken von Abbe in Jena und dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart weiter bekannt zu machen und zu bewahren.