Montag, 20. November 2006
Der Unzugehörige. Peter Weiss - Ein Film von Jens-Fietje Dwars
Vor 20 Jahren wurde seine "Ästhetik des Widerstands" in Ost und West als Jahrhundertroman gefeiert, als das große Epos des Antifaschismus und letztes Manifest der europäischen Linken. Heute ist Peter Weiss in West und Ost vergessen - ein Unzugehöriger, wie zu seinen Lebzeiten.
In seiner Familie, als Maler, Filmemacher und Dramatiker - immer war er ein Außenseiter. Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns mit seinen Eltern aus Prag nach Schweden geflohen, blieb er auch nach 1945 im Exil. Ein Grenzgänger zwischen den Fronten, ein Störenfried hier wie dort.
Mit dem Spektakel "Marat/Sade" schrieb er Weltliteratur. "Die Ermittlung", das noch immer ergreifendste Stück über Auschwitz, wurde im Westen verrissen. Sein Drama über die Ermordung von Trotzki durch Stalin dagegen brachte ihm im Osten Spielverbot. Zerrieben zwischen den Blöcken schuf er den wohl bedeutendsten Roman der deutschen Nachkriegsliteratur - "Die Ästhetik des Widerstands".
Für das sensibles Porträt über diesen großen Außenseiter wurden der Berliner Regisseur Ullrich Kasten und der Jenaer Autor Jens-F. Dwars 2004 mit dem Adolf Grimme-Sonderpreis ausgezeichnet - zum zweiten Mal nach ihrem Film über Johannes R. Becher (2001).
Weitere Angaben zum Autor finden sich unter: www.dwars.jetzweb.de.
Im Anschluss an den Film gab es eine anregende Diskussion zu vielen Fragen, die durch die Biografie Peter Weiss' aufgeworfen wurden. So stellte sich die Frage, wie Weiss sich eine Utopie vorgestellt hat, nachdem er sich einerseits klar von einer kapitalistischen Entwicklung distanziert, ers elbst andererseits aber von der DDR auch boykottiert wurde.
Hervorgehoben wurde, dass für jeden Menschen es notwendig ist, zu seinen Fehlern zu stehen, aus ihnen zu lernen und dass einen perfekten, fehlerfreien Menschen nie gab und wohl auch nie geben wird.