Jetzt haben sie ihn: Jörg Bergstedt, der die Gießener Justiz schon lange geärgert hat, muss für 6 Monate in Haft. Vor drei Jahren hatte er ein Versuchsfeld mit genmodifizierter Gerste teilweise zerstört. Solche Aktionen gelten im Widerstand gegen die Gentechnik als Möglichkeit, sich aktiv gegen die Praktiken der genetischen Um- und Mitweltverschmutzung zur Wehr zu setzen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind – wir haben darüber schon berichtet.
Am meisten empört mich dabei noch die Ansicht des Richters, diese Aktionen seien allein schon deshalb sinnlos, weil die Gentechnik nicht mehr aufzuhalten sei. „Machen wir uns nichts vor: Der Geist ist aus der Flasche, den kriegen Sie nicht wieder rein!“
Bitte lest auch den ausführlichen Prozessbericht.
Ist denn das Urteil rechtskräftig? Das klang jetzt für mich nicht so. „… wollen in Revision gehen.“ Verknackt wurde er ja schon oft, nur noch nie rechtskräftig.
Das Urteil an sich ist für mich ein Skandal, auch wenn da vielleicht juristisch noch ein Quentchen Hoffnung besteht, nicht einfahren zu müssen.
Da werden vollendete Tatsachen geschaffen und dann wird auch noch mit diesem Argument der Widerstand kriminalisiert (weil es ja doch keinen Sinn habe). Wenn diese Logik Schule macht, werden sich noch andere sehr warm anziehen müssen außer Jörg…
(Okay, die Formulierung „im Knast“ und „jetzt haben sie ihn“ ist vielleicht übertrieben, das würde ich jetzt auch ändern. Aber es geht mir um das Urteil an sich…)
Ergänzung: Im ND gibt es heute ein Interview mit Jörg. Da beschreibt er die Sachlage noch einmal deutlicher: Sie haben ca. 270 Beweisanträge zur Gefährlichkeit der Gentechnik gestellt, die wurden als „ohne Bedeutung“ abgeschmettert.
Aber die Tatsache, dass Gentechnik gefährlich ist, wurde dann doch vom Gericht anerkannt. Jörg kommentiert:
„Wenn die Scheiße richtig schlimm ist, darf mensch sich dagegen nicht mehr wehren.“