Eine Insel der konkreten Utopie… Das Peer-Ökonomie-Woche

Ein Höhepunkt für einige Zukunftswerkstattbeteiligte war die Teilnahme am Wochenendworkshop zur Peer-Ökonomie in Hiddinghausen (29.-31.8.08) mit dem Autor des Buches „Beitragen statt Tauschen“, Christian Siefkes.
Wir in Hiddinghausen

1. Zum Hintergrund bei uns

Wir hatten uns bereits in den letzten Jahren mit der Frage einer nichtkapitalistischen Wirtschaftsweise beschäftigt, hatten uns an der Debatte im Oekonuxprojekt beteiligt und nahmen vor einigen Wochen auch die Commons-Debatte in unsere Problemstellungen auf. Ein Ergebnis dieser neuen Phase der Beschäftigung mit dieser Fragestellungen ist unser Übersichtstext „Commons und Peer-Ökonomie“ . Unser Ansatz, diese theoretischen Gedanken auch mit einer Praxis in unserem Wohnort Jena zu verbinden, wurde auf der AlterUni in Jena vorgestellt und von Silke Helfrich in ihrem CommonsBlog kommentiert . Eine Website, auf der alle Infos dazu gesammelt sind, gibt’s auch.

2. Zum Workshop in Hiddinghausen

Obwohl für uns der Anfahrtsweg recht weit ist (5 Stunden Fahrt), sind wir immer ganz begeistert, nach Hiddinghausen fahren zu können, allein schon wegen dem herrlichen Ort und der Atmosphäre, die er verbreitet. Das liegt natürlich vor allem an den Menschen, die ihn zur Verfügung stellen und die sich dort treffen. Fast unabhängig vom konkreten Thema ist so ein Wochenende ein Aufatmen und Kraft-Schöpfen für den grauen Alltag, in den wir neue Impulse mit zurück nehmen können.
Wir kamen wie üblich erst nach dem Beginn des Workshops und uns fehlte deshalb die Vorstellungsrunde und auch die Einführung. Mehr oder weniger gut gelang uns dann der Einstieg in die weiteren Vorträge und Diskussionen. Wir hätten uns viel mehr Zeit und Diskussion in kleineren Gruppen gewünscht, aber nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung. Trotzdem wurden vor allem die Erwartungen bezüglich des Umgangs mit netten Menschen und der freundlichen Gesprächsatmosphäre wie immer erfüllt.

Inhaltlich könnten sich vor allem folgende Punkte für uns in Zukunft als wegweisend erweisen:

A) Die Vorstellung der Commons-Netzwerke fasste für mich gut zusammen, was aus der Sphäre des Immateriellen (Software und kulturelle Güter) in den Bereich des Materiellen übertragbar sein könnte. Besonders dachte ich dabei an Umsonstprojekte und ich hatte mehrere Ideen, wie deren Konzeption sich inhaltlich bereichern lassen könnte. Ich wünsche mir, dass die Inhalte dieses Themas verständlich auf deutsch und mit entsprechenden Beispielen und Quellen verfügbar werden und werde mich nach Möglichkeit daran beteiligen.

B) Es wurde mehrmals kritisch nachgefragt, ob in dem Modell von Christian, besonders hinsichtlich der gewichteten Aufwandsverteilung, nicht doch noch recht (zu?) viel Markt- und Tauschlogik steckt. Das macht deutlich, dass es nach wie vor notwendig ist, zu begreifen, worin das Wesen der kapitalistischen Ökonomie und Gesellschaft besteht, das wir überwinden wollen. Ist es „nur“ die Verzinsung des Geldes, ist es die Existenz des Geldes selbst oder was unterscheidet „Kapital“ von „Geld“? Welche Art arbeitsteiliger Austausch ist einer kapitalistischen Marktlogik unterworfen? Nur kurz konnten wir auf Konzepte wie „Fetisch“ bei Marx eingehen. Auch in der Zukunftswerkstatt besteht bei einigen das Interesse, dies in Zukunft näher zu untersuchen.

C) Eine andere Fragestellung, die wir selbst in anderer Weise schon diskutiert hatten, ist die nach dem Verhältnis von Individuellem und Allgemeinem. Sie zeigt sich hier in der Frage, ob grundlegende Werte wie Gerechtigkeit, Menschenrechte und auch die ökologische Verträglichkeit den freien Vereinbarungen, ausgehend von individuellen Impulsen, überlassen werden können, oder ob es zusätzliche Verankerungen und Absicherungen dazu braucht. Dabei wurde weniger an soziale Kontrollmechanismen gedacht als daran, dass solche allgemeinen Prinzipien in der Netzwerksinfrastruktur selbst verankert werden könnte/sollte (Beispiel BitTorrent, bei dem ein Nutzer seine Bandbreite nicht nur zum Downloaden nutzt, sondern auch zum Uploaden für andere bereit stellt). Hier haben wir mal wieder einen Gegenstand, zu dessen Durchdringung dialektisches Denken im Hegelschen Sinne hilfreich sein sollte.

Wie immer können wir noch nicht wissen, wie genau es damit weiter geht bei uns. Wie immer laden wir jedoch alle Interessierten dazu ein, sich bei Interesse zu beteiligen, direkt face-to-face bei uns in Jena oder anderswo oder eben auch online.

Viel Spaß dabei…

Annette

P.S.

ich habe unter
http://coforum.de/index.php?7460
eine Sammlung von Links speziell zum Thema „Commons-Network“ angelegt. female wrestling zp-pdl.com