Auch in Deutschland gibts Zwangsarbeit. Richtig offiziell und im Grundgesetz verkündet:
Artikel 12, Absatz 3: „Zwangsarbeit ist […] bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.“
Davon weiß noch nicht mal Wikipedia was, denn da geht es nur um Zwangsarbeit in „bösen“ Ländern und in der NS-Zeit. Es wird Zeit, nicht nur der früheren Zwangsarbeit zu gedenken und andere Länder zu kritisieren, sondern im eigenen Land für bessere Verhältnisse zu sorgen.
Ich lese seit einiger Zeit den „Gefangenen Rundbrief“, der jedes Mal erschütternde Lebensberichte von Gefangenen in der Bundesrepublik bringt. Da ich mit einem Gefangenen seit Jahren korrespondiere, bin ich schon länger sensibilisiert für die vielen brutalen Schikanen und Erschwernissen, die ein gefangener Mensch auch in der Bundesrepublik durchleiden muss. Die Zeitung vergrößert meinen Einblick in dieses Gebiet und ich fühle mich ziemlich hilflos, weil ich nicht viel mehr machen kann, als vielleicht z.B. hier darauf aufmerksam zu machen.
„Über Zwangsarbeit und andere Rechte …“ steht wenig im Internet. Ich habe aus dem aktuellen Gefangenen-Rundbrief gelernt, dass Gefangene auch bei gesundheitlichen Beschwerden, die vom Arzt geleugnet werden, unter Umständen so lange arbeiten müssen, dass danach eine Handoperation notwendig wird.
Es müssen mindestens 80% des Arbeitsmaßes, das die REFA festlegt, geschafft werden, sonst
wird der sowieso schon zu geringe Lohn (z.B. rund 10 Euro pro Tag, das sind 9 Prozent des Durchschnitts für Arbeiter „draußen“) gekürzt oder weitere Disziplinierungsmaßnahmen ergriffen.
Das können z.B. sein: Einkaufssperre, Wegnahme elektrischer Geräte, Rauswurf aus den Sportgruppen und schlechteres Essen. Außerdem muss ein Haftkostenbeitrag berappt werden und die Betroffenen werden 23 Stunden am Tag in ihren Haftraum eingeschlossen.
Wenn im Fernsehen Berichte über das Knastleben kommen, wird meist betont, dass für viele der Gefangenen, die arbeiten wollen, um aus dem Haftraum rauszukommen und Geld für den überteuerten Knasteinkauf zu bekommen, gar keine Arbeit da ist. Warum dann werden jene, die nicht arbeiten wollen, zur Arbeit gezwungen???
Ist es nicht offensichtlich, dass es im Knast gar nicht so viel anders ist als im normalen Leben? Hartz-IV-Empfänger werden erst so schlecht gestellt, dass „Faulenzer“ nicht mehr überleben können und dann wird der Arbeitszwang gerechtfertigt mit der Behauptung, dass doch angeblich „alle arbeiten wollen“.
Sie „müssen wollen“, wir „müssen wollen“…
Solidarität mit den Gefangenen ist nicht nur Wohltätigkeit, sie ist durchaus im eigenen Interesse.
Denn:
Als sie die Terroristen ohne Prozess einsperrten,
habe ich geschwiegen,
denn mir taten die springenden Manager aus den 2 Türmen leid.
Als sie die Mörder schlugen,
habe ich geschwiegen –
denn die müssen ja bestraft werden.
Als sie die Kinderschänder einsperrten,
habe ich Beifall geklatscht,
denn ich wollte die Kinder schützen.
Als sie die Linken mit Prozessen überzogen,
habe ich weggeschaut,
denn ich war ja nicht extremistisch.
Dachte ich, bis meine uralten Internetaktivitäten
aus einer Datenbank gekramt wurden
und die Gesetze so geändert,
dass jede kritische Meinung, plötzlich wieder
gefährlich wurde…
(geändert nach M. Niemöller)
Am 26.1. zeigte das NDR eine Dokumentation zum Thema „Gerechtigkeit für die Opfer. Brauchen wir härtere Strafen?“
http://www.tvmovie.de/Gerechtigkeit-fuer-Opfer.84.0.html?&detail=11595776&wref=rss
Hier wurde erstaunlich ehrlich bestätigt, dass im Strafvollzug die Aufgabe der „Resozialisierung“ in den Hintergrund rückt und das reine Wegschließen vorherrscht. Außerdem sei die tatsächliche Kriminalität gesunken, aber aufgrund der aufgebauschten Medienberichterstattung steigt die „gefühlte Kriminalität“ ständig und damit wird auch immer mehr Härte gegen Straftäter gefordert.
Dabei, so stellte ein Richter fest, sei eine ordentliche Resozialisierung sogar kostengünstiger, weil sie wenigstens die Chance für ein anderes Leben nach dem Knast bietet, während das reine Wegschließen, und dies berichteten auch Insassen, die Leute wieder zurück in ihr kriminelles Milieu führt, wobei sie im Knast viel für dieses Leben dazu lernen…
Die Sendung wird wiederholt am
08.02.2009 bei Phoenix um 23:30 Uhr.
Siehe auch eine Broschüre aus dem „Seitenhieb-Verlag“
http://www.projektwerkstatt.de/strafe/index.html
Dazu siehe auch hier: http://de.indymedia.org/2009/02/240995.shtml