Es ist wieder Anfang September und nachdem die Nazis mehrere Mal ein Jena durch machtvolle Demonstrationen und einigermaßen erfolgreiche Blockaden daran gehindert wurden, ungestört ihr sog. „Fest der Völker“ (zu den Hintergründen) durchzuführen, versuchten sie es diesmal in Altenburg. Aber da hatten sie die Rechnung ohne die Altenburger und ganz viele Jenaer gemacht…
Auch von der Zukunftswerkstatt waren einige nach Altenburg aufgebrochen. Wir erlebten eine bunte Welt des Widerstands gegen den Nazi-Aufmarsch. Bei der Auftaktdemo versammelt sich jene, die sich in Bezugsgruppen auf das Blockieren der Zufahrtswege der Nazis vorbereitet haben und auch jene, die einfach nur auf der Demonstration ihren Protest kundtun wollten.
Den Blockierern gelang es bald, einige wichtige Zugangsstellen zu besetzen, währenddessen fand eine weitere Kundgebung statt. Ich beobachtete eine Art „Entmischung“: Eher ältere Menschen blieben am Kundgebungsort – ganze Gruppen energischer jüngerer Leute drängten immer wieder in
Richtungen, die den Nazis den Weg absperrten. Das gelang auch so gut, dass lange Zeit nur wenige von ihnen auf den eingezäunten, von der Polizei „geschützten“ Platz gelangten und vor allem mussten sie lange auf ihre Technik warten, die irgendwie keine freie Straße mehr fand 😉
Leider ging das Ganze nicht ohne harte Polizeieinsätze ab, schon in relativ unkritischen Situationen kam es zu Verletzen auf der Seite der Demonstrerenden – später gab es bei der Auflösung von Blockaden zum Pfeffersprayeinsatz und es wurde keine Rücksicht auf anwesende Kinder und ältere Menschen genommen.
Die Nazis konnten, eingesperrt in ihre Schutzgitter, feiern – während Menschen, die sich gegen das Wiederaufkommen der braunen Pest stemmen, von der Polizei nicht einfach nur weggetragen, sondern behandelt werden wie die eigentlichen Verbrecher.
Nichtsdestotrotz gibt es für künftige solche Situationen auch die Möglichkeit, sich auf jeweils unterschiedliche Weise an den Protesten zu beteiligen – Angst sollte kein Grund sein, die Beteiligung zu fürchten. Alle, die auf verschiedenste Weise ihren Protest zu Ausdruck bringen, helfen einander – auch dabei, für jede Person die für sie geeignete Form der Beteiligung zu finden. Wir lernen aus den Erfahrungen und auf jeden Fall macht es Sinn, sich auch außerhalb des konkreten Tages, an dem etwas passiert, zu beteiligen an den Vorbereitungen, den Blockadetrainings, den Vernetzungen und Planungen, die u.a. vom Aktionsnetzwerk organisiert werden.
1 Kommentar aus dem früheren Blog:
Tanja, am 22. September:
Noch deutlich größer und erfolgreicher waren die Proteste und Demonstrationen gegen den “Antiislamisierungskongreß”, den die rechtspopulistische Partei »Pro Köln« am Wochenende in Köln veranstalten wollte. Es beteiligten sich fast 50.000 Menschen an den Gegenaktionen. Die Junge Welt schreibt dazu in der heutigen Ausgabe unter anderem:
“Eine für den Samstag geplante Kundgebung von »Pro Köln« wurde kurzfristig verboten. Laut Polizeimeldung standen dort etwa 6000 Gegendemonstranten 300 Rechten gegenüber. Polizeipräsident Klaus Steffenhagen sprach daraufhin das Verbot aus: Es wäre »völlig unverhältnismäßig« gewesen, den Rechten den Weg mit Wasserwerfern und Spezialeinheiten freiprügeln zu lassen, begründete er seinen Schritt.
Der Weg vom Flughafen war ebenfalls von Antifaschisten blockiert worden, so daß viele Kongreßteilnehmer das Gelände nicht verlassen konnten. Sie versammelten sich schließlich in einem Raum im Keller des Flughafens und hielten dort ihren Kongreß – oder was davon noch übrig war – ab.”
(von http://www.jungewelt.de/2008/09-22/054.php)Herzlichen Glückwunsch an die Kölner und alle, die dabei waren!