Neben den schon länger vorhandenen Tauschringen (vor allem für gegenseitige Hilfestellungen und Dienstleistungen) und Umsonstläden (zum Nehmen und Geben von nützlichen Dingen) entstehen jetzt auch Buchtauschbörsen, die ich vor Kurzem erkundet habe und im Folgenden etwas näher vorstellen möchte.
Die Idee der Umsonstläden ist, dass ich Dinge, die ich nicht mehr brauche, hinbringen kann und Dinge, die ich brauche, mitnehmen kann. Der Jenaer Umsonstladen möchte damit nicht nur einzelnen Menschen helfen, sondern hat gesellschaftliche Veränderungen im Sinn: „Im Projekt Umsonstladen passiert im Kleinen etwas, was auch generell in der Gesellschaft möglich sein sollte: Eine Nutzung von Gegenständen ohne Tausch von Sachen oder Geld.“
In den Umsonstladen in Jena habe ich auch schon viele Bücher gebracht: Bücher, die ich vor einigen Jahren gekauft habe, gelesen habe und nun nicht mehr brauche. Es wäre doch dumm, wenn das Buch bei mir im Bücherregal verstaubt und mir Platz nimmt, den ich für neue Bücher brauche, während gleichzeitig jemand anders dieses Buch sucht! Zum Bücher loswerden funktioniert der Umsonstladen für mich schon ganz gut. Und auch beim Stöbern im Bücherregal finde ich häufig ein oder zwei Bücher, die ich wieder mit nach Hause nehme. Wenn ich aber ein spezielles Buch suche, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zufälligerweise in unserem kleinen Umsonstladen in Jena steht, ziemlich klein und ich muss das Buch kaufen.
Buchtauschbörsen im Internet funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip (geben, was man nicht mehr braucht – nehmen, was man braucht) und können aber auch Nutzer aus geographisch weit entfernten Gegenden zusammen bringen. Außerdem kann man über Suchfunktionen schnell und einfach herausfinden, ob das gesuchte Buch zur Verfügung steht.
Übersicht über verschiedene Buchtauschbörsen
Bei meinem Erkundungsgang durch die Welt der Online-Buchtauschbörsen bin ich von der Webseite www.librarything.de ausgegangen. Das ist ein (großteils englischsprachiger) Bücherkatalog, in dem Nutzer alle Bücher, die sie besitzen oder gelesen haben, in ihr virtuelles Bücherregal stellen können.
Zu jedem Buch gibt es Beschreibungen und Rezensionen und kann man sehen, wie viele Nutzer das Buch in ihrem virtuellen Bücherregal stehen haben. Außerdem findet man eine Übersicht über sämtliche Tauschbörsen und ob auf ihnen dieses Buch angeboten wird. Dort werden etwa 15 Tauschbörsen verlinkt, die Vielfalt ist also groß. Rein deutsche Tauschbörsen gibt es nicht, aber viele Tauschbörsen haben auch deutsche Nutzer und damit auch deutsche Bücher im Angebot. Auf allen Tauschbörsen muss man, um Bücher bekommen zu können, auch Bücher anbieten. Auf einigen werden nur Bücher getauscht, auf einigen auch CDs und DVDs.
www.bookins.com ist eine kommerzielle Buchtauschplattform. Wer Bücher, CDs oder DVDs los werden will, stellt sie online. Wer ein Buch haben will, teilt das dem Betreiber mit und bezahlt ihm $4.49. Der Anbieter des Buchs kann ein shipping labels with free prepaid U.S. postage ausdrucken und damit das Buch abschicken. Es gibt keine Interaktion zwischen den Tauschenden: „You never
have to contact anyone, there is no bidding, and there are no hassles of dealing with different traders and personalities for each exchange.“ (http://www.bookins.com/how-online-book-trade-works) Diese Tauschbörse ist also erstens nur USA-basierend und hat zweitens, da der Tausch anonym und über das System vermittelt stattfindet, wenig zu tun mit einem Commons-Network.
Die Tauschbörse www.readitswapit.co.uk funktioniert nach dem einfachen Tauschsystem: Wenn du ein Buch findest, dass du gerne haben möchtest, teilst du das dem Nutzer mit, der das Buch anbietet. Dieser schaut sich die Liste deiner zum Tausch verfügbaren Bücher an und sucht sich eins aus, gegen das er tauschen will. Es findet ein direkter Buch-gegen-Buch-Tausch statt. Da beide ein Buch zu verschicken haben, bezahlen beide einmal Porto. Und was passiert, wenn jemand ein Buch von mir will und ich in dessen Liste kein Buch finde, das ich haben will? Nicht viel… Dieses System ist also zwar sehr einfach, aber wenig praktikabel.
de.bookmooch.com hat schon einen relativ großen deutschsprachigen Teil (FAQ auf deutsch) und der Buchtausch funktioniert hier, wie bei den meisten Buchtauschbörsen, über ein Punktesystem. Jedes Buch, das angeboten wird, bringt 0,1 Punkte; jedes versendete Buch 1 Punkt oder 3 Punkte bei Versandins Ausland. Sich ein Buch schicken zu lassen kostet 1 Punkt, oder 2 Punkte, wenn das Buch aus dem Ausland kommt. Außerdem muss für alle 2 empfangenen Bücher mindestens eins verschickt werden. Das Punktesystem stellt sicher, dass, wer viele Bücher haben will, auch viele versenden muss. Das ist nur deswegen notwendig, weil der Versender die Portokosten bezahlen muss und wer viele Bücher verschickt, folglich auch viel bezahlen muss. Die meisten Tauschbörsen haben eine ähnliche Art von Punktesystem. Bookmooch hat leider zu den angebotenen Büchern außer den essentiellen Daten keine Beschreibung und ist deswegen zwar brauchbar, wenn man ein bestimmtes Buch sucht, aber nicht, wenn man stöbern will.
www.bookswapper.de (von der .de-Endung nicht täuschen lassen, Text ist alles englisch) hat ein ansprechenderes Design und gute Kurzbeschreibungen zu den jeweiligen Büchern. Das Punktesystem ist ähnlich wie bei Bookmooch, zusätzlich dazu können Punkte jedoch nicht unendlich lange gesammelt werden, ohne dass sie genutzt werden. Verbraucht ein Nutzer drei Monate lang keinen einzigen seiner Punkte, verfällt ein Punkt. Damit haben die Punkte noch eine Eigenschaft des Kapitals (Ansammlung) weniger.
Das Punktesystem von www.whatsonmybookshelf.com ist etwas komplizierter, da Bücher, deren Originalpreis mehr als 20$ beträgt 2 Punkte bekommen. Einen Punkteverfall gibt es nicht. Außerdem kann, wer ein Buch haben aber keines versenden will, Punkte von den Betreibern der Website kaufen (maximal 5 pro Monat). Hier sind die Punkte also mit dem kommerziellen Wert des Buches gekoppelt und können außerdem auch für Geld gekauft werden. Nutzer werden aufgefordert, Bücher, die sie über die Tauschbörse bekommen und ausgelesen haben, wieder online zur Verfügung zur stellen. Das gefällt mir sehr gut, weil die Bücher damit in der Community verbleiben.
Bei readersunited.com werden einem Buch je nach Einzelhandelspreis, Zustand und Gewicht (hat Einfluss auf die Versandkosten) Punkte zugewiesen. Damit wird den einzelnen Büchern wieder ein Wert zugewiesen und die Punkte wirken wie Geld.
Von meinem ersten Eindruck ausgehend sind meine Favoriten de.bookmooch.com, www.bookswapper.de und www.whatsonmybookshelf.com. Um ihren wirklichen Gebrauchswert herauszufinden, müsste man diese einfach mal testen.
Fazit
Es gibt also sehr viele verschiedene Buchtauschbörsen mit sehr viel verschieden „Spielregeln“. Diese Vielfalt ist einerseits natürlich sehr gut, weil sich jeder die Spielregeln aussuchen kann, die ihm passen. Leider sind die Punkte nicht zwischen den Plattformen übertragbar und man muss sich
deswegen auf eine oder zwei festlegen, in der/denen man tauscht. Das wird ein Problem, wenn man seltene Bücher sucht, die nur auf wenigen Tauschbörsen angeboten werden.
Die Buchtauschbörsen im Internet bieten anscheinend (praktischer Test steht noch aus) schon sehr gute Möglichkeiten, an Bücher zu kommen, ohne sie bezahlen zu müssen, und gelesene Bücher an andere Interessierte weiter zu geben. Erweitern ließe sich das durch die generelle Aufforderung, getauschte Bücher nicht in Privatbesitz übergehen zu lassen, sondern sie, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, zum erneuten Tausch zur Verfügung zu stellen. Außerdem könnten Rezensionen, wie sie auf www.librarything.de zu finden sind, auch auf den Buchtauschbörsen stehen und noch erweitert werden durch persönliche Erfahrungen mit den Büchern. Eine Buchtauschbörse nicht nur als Plattform um Bücher zu tauschen, sondern auch um über Bücher zu reden, Bücher zu empfehlen und zu diskutieren.
So, hier ist das Ende dieses – hoffentlich nicht nur für Bücherwürmer interessanten – Ausflugs in die Welt der Online-Buchtauschbörsen.
Viel Spaß beim weiteren Erkunden wünscht
Tanja
Hier werden nun die Kommentare aus dem alten Blog dokumentiert:
Benni Bärmann am 23. September:
Super Artikel, schön dass das mal jemand zusammen fasst!
Noch ein paar zur Auswahl:
http://www.exsila.de/index.aspx
http://www.tauschticket.de/c/
http://www.balu.de/content/home/index.php
http://www.book2book.org/
http://www.meinbuch-deinbuch.com/
das waren jetzt nur die auf der ersten Google-Seite. Ausserdem gibt es noch das lokal funktionierende Konzept der „distributed library“: http://en.wikipedia.org/wiki/Distributed_library (deren erste Incarantion http://www.communitybooks.org/ allerdings inzwischen gescheitert ist, die Software existiert aber noch und kann verwendet werden)
Das kommt ganz ohne Punkte aus. Genauso wie der ganz andere Ansatz von http://www.bookcrossing.com/.
Was ich auch sehr empfehlen kann, ist einen „Bücher-Potlatsch“ zu veranstalten. Man lädt alle seine Freunde ein und jeder bringt Bücher mit, die er nicht mehr braucht. Jeder kann mitnehmen soviel er will, muss aber nicht. Was übrigbleibt kommt auf die Strasse, zu oxfam, ins Antiquariat und
schliesslich als letzte Chance ins Altpapier.
Tanja, am 24.9.08:
Hallo Benni
Danke für die weiteren Hinweise. Ich habe mir die Seiten gerade mal schnell angeschaut: http://www.tauschticket.de, http://www.book2book.org/ und http://www.meinbuch-deinbuch.com haben auch ein einfaches Punktesystem, sie nennen die Punkte allerdings Tickets, Gutscheine oder Coupons. Dafür sind es rein deutsche Seiten und deswegen vielleicht besser geeignet deutsche Bücher zu finden oder wenn man wenig englisch kann.
Das Konzept der distributed library hört sich auch spannend an. Mal sehen, was sich da noch entwickelt. Ah, von Bookcrossing hatte ich schon gehört, aber die Webseite noch nie gesehen. Die Idee, Bücher auszusetzen, gefällt mir auch gut. Dann sind es eben Zufallsfunde 😉
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